Persönliches

Zukunftsungewissheit

Ich, und ein Großteil meines Bekanntenkreises, sind gerade an einem Punkt im Leben, an dem man wirklich keine Ahnung hat. Keine Ahnung wo das Leben hinführt, keine Ahnung wie und mit wem man das Leben verbringen will, keine Ahnung ob man sich auf dem richtigen Pfad befindet.

Wir befinden uns in der Schwebe. Nach außen hin den Schein, dass man das Leben im Griff hat, auf Instagram nur die Erfolge, die ästhetisch schönen Bilder, viele Freunde, ein glückliches Leben. Niemand will sehen, wie man daheim auf dem Sofa sitzt, nichts macht außer Youtube-Videos anzusehen. Fokus auf den Avocado-Toast – doch nicht auf das halbe Nutellaglas, welches man für den Trost und aus Trotz auslöffelt. Ich bin da definitiv auch ein Kandidat dafür. Und gibt man mal zu, dass etwas nicht nach Plan läuft, wird man bemitleidet oder belächelt. Man sei ja schon in einem Alter, in dem man alles wissen könnte, wir haben uns ja alle schon eine Studienrichtung, Karriere, Freundeskreis ausgesucht. Das ist das Problem an der Sache. Ja, das haben wir – aber das bedeutet nicht, dass sich unsere Ziele nicht spontan ändern könnten. Wir wurden dazu gezwungen von einem auf den anderen Tag über unser Leben zu entscheiden. Kurz zuvor mussten wir noch fragen, ob wir auf die Toilette gehen dürfen.

In letzter Zeit wurde mir von einigen Menschen gesagt, auch von denen, die mich nur im Vorbeigehen kennengelernt haben, dass ich wirke, als wüsste ich was ich tue.

Meinen Plan verwirkliche, eine Ahnung habe, was und wer ich bin und sein will, und gefunden habe, was zu mir passt.

Zur Zeit fühlt es sich wirklich nach einer Zielgeraden in Richtung Traum an – da kann ich nicht lügen. Nur der Weg dorthin, herauszufinden, was zu mir passt, das ist einer der Schwierigsten, den die Menschen meines Bekanntenkreises, meiner „Bubble“ gehen müssen, meiner Meinung nach.

Vor Kurzem habe ich beispielsweise einen Zettel wiedergefunden, auf dem ich die Studienrichtungen notiert hatte, für die ich mich interessiere. Von Astronomie über Jura bis hin zur Biomedizin war alles dabei. Die Interessen sind da, nur bitte lasst uns selbst mehr Zeit geben uns zu entscheiden. Ich hatte mich viel zu schnell der Konvention nach, der Richtung meiner Familie nach (die Naturwissenschaft und damit die Biomedizin) entschieden. Wurde damit nicht glücklich, war überfordert, hab mir das Leben schwer gemacht. Wie gesagt, das Interesse war da. Nur das Herz hing woanders fest. Und ich selbst wollte das nicht wahrhaben, dass ich nicht für den Bereich, den ich mir ausgesucht hatte, geschaffen bin.

Wir sind alle viel zu jung für die hohen Erwartungen, die wir an uns selbst stellen. Wir wollen die Welt verändern, die Welt retten. Nur wissen wir nicht, wie wir damit anfangen sollen. Unsere Motivation, unsere Wünsche sind so groß wie noch nie, und es scheint, als würden alle um uns ihre Ziele erreichen, oder wenigstens Schritte Richtung Ziel gehen – eben durch die Darlegung der positiven Aspekte unseres Lebens im Social Media.

Man meint, es würde uns dazu antreiben, mehr zu kämpfen, uns aufzuraffen. Letztendlich führt das nur zu einer Versagensangst und einer Panik davor, zurückzubleiben und in einer Lebensphase festzustecken.

Ich zum Beispiel, sehne mich nach einem Job. Ich habe erst mit dem Studium angefangen und befürchte jetzt schon, zu langsam zu sein. Ich bin gerade erst 20 geworden und hab Angst zu viel Zeit von meinem Leben vergeudet zu haben.

Das Leben ist kein Rennen, Der Weg, den jeder einzelne von uns gehen muss, unterscheidet sich von dem der Anderen. Doch wird uns so oft der Erfolg unserer Mitmenschen ins Gesicht geklatscht als Beweis dafür, dass man versagt, nicht so weit ist, wie man sein sollte. Wir sehen das Positive im Leben unserer Mitmenschen, wir sehen ihre Erfolge – aber jedoch nicht die Anstrengungen dafür. Selbst wenn du ein ähnliches Ziel wie jemand hast, die Wege, die zu bewältigenden Aufgaben unterscheiden sich. Ziele, Erfolge sind nicht gleich weit entfernt für jeden Menschen – das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Jeder Versuch zählt, jede Anstrengung ist wertvoll.

Das mag jetzt nach vielen philosophischen Ansätzen klingen. Nach jemandem, der weiß, worum es geht. Das sind jedoch nur die Überlegungen, die ich von mir und von Menschen aus meinem Umkreis zusammengetragen habe. Dinge, die ich noch lernen muss, verstehen muss, mir merken muss. Aktuell bin ich auf keinem schlechten Weg. Selbst wenn sich das mal ändern sollte – es ist eine Entwicklung und ein Versuch weiterzukommen. Und selbst nach dem kleinsten Versuch und der größten Niederlage können wir stolz auf uns sein, Anstrengungen auf uns genommen zu haben, um weiterzukommen.

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